Zu Kapitel IV.:
Coming Home — Heimkehrerfilme

Einleitung
Gibt es Antikriegsfilme?
Der Vietnamkrieg
Verdeckte Kritik in Filmen der 60er
Heimkehrerfilme
The Deer Hunter
Apokalypse Now
Vietnam-Trilogie Oliver Stone
Individuum und Militär
Gardens Of Stone
Besondere Morde im Krieg
Drei Filme von Barry Levinson
Ein "schmaler Grat"
A Bright Shining Lie
Going Back — Vietnamtourismus?
Krieg als US-Staatskunst
Tagebuch & UN-Charta
Verlag, Autor, Unterstützer

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"Ich entschied mich, die Dämonen des Krieges nicht zu vertreiben.
Ich brauchte sie in mir, Ruhe, um sie zu beobachten,
ihnen ins Gesicht zu sehen, um mich an die Zeit zu erinnern,
als ich ihnen ausgeliefert war.
In meiner Seele haben sie mich aufgewühlt.
Im wahren Leben aber haben sie zerstört."

Gedicht eines US-Vietnamveteranen

Während des Vietnamkrieges bringt das Fernsehen für die Menschen in den USA Bilder und Nachrichten von der Front. Bis 1968 und zeitweilig wieder später während der Nixon-Präsidentschaft herrscht eine grobe Verzerrung der wirklichen Verhältnisse vor. Gleichzeitig greift vor allem das Außenseiterkino schon sehr früh die naheliegenden Kriegsfragen der Gesellschaft auf. Zeitgeist-Filme und Campus-Filme thematisieren jugendliche Protestkultur und Studentenrevolte. Rekrutierungsfilme vermitteln die Not junger Menschen, die nicht in diesen Krieg ziehen wollen. Junge Männer täuschen vor ihrer Einberufung Homosexualität, Geisteskrankheit oder unkontrollierten Übereifer vor, fliehen ins Ausland oder gehen bereitwillig ins Gefängnis, drücken sich durch einen Studienplatz oder lassen als Bessergestellte ihre einflussreichen Eltern intervenieren. Die eigentliche Kriegsfront bleibt bis Kriegsende Tabu und wird nur durch das subversive Dokumentarfilmgenre gesichtet.
Bereits in den 70er Jahre ziehen US-Spielfilme jedoch das Thema gleichsam vom Ende her auf. Das in der Bevölkerung so kontrovers diskutierte Kriegsgeschehen wird übersprungen bzw. verdrängt. Stattdessen entstehen zunächst Heimkehrerfilme. Innerhalb dieser Welle, die dem sozialen und psychischen Elend der Kriegsheimkehrer selten gerecht wird, gibt es unselige Weichenstellungen für den späteren Rambo-Komplex (nachgeholte "Siege" und Selbstjustiz der Vietnamveteranen). Doch es gibt auch Ansätze zu kritischen Heimkehrerfilmen, darunter am bekanntesten vielleicht Hal Ashbys "COMING HOME" (1977). Im kritischen Heimkehrerfilm werden nicht die Mythen vom Verrat der so genannten "Heimatfront" transportiert. Mitunter bezeichnen US-Veteranen ihre Taten in Vietnam wörtlich als "Scheiße".


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